Wenn die Regeln der alten Finanzwelt nicht mehr gelten – gibt es neue Wetten?

Hallo und herzlich willkommen zu einer weiteren Folge unseres Podcasts rund um die spannende Welt der Börse! Heute reden wir über Wetten – aber nicht die klassische Pokerpartie in Las Vegas oder den Einsatz auf das nächste Pferderennen. Nein, wir reden über Wetten auf die Zukunft, die Unternehmen wagen, indem sie alte Regeln der Finanzwelt über den Haufen werfen. Zwei besonders schillernde Beispiele dafür: MicroStrategy und eine andere, überraschende Firma, die gleich noch kommt. Lehnen Sie sich zurück, schnallen Sie sich an, es wird aufregend.
Der Weg vom Software-Pionier zur Bitcoin-Bastion
Beginnen wir mit MicroStrategy, einem Unternehmen, das mal so ziemlich das Gegenteil von dem war, was es heute ist. Ursprünglich war die Firma ein klassisches Softwareunternehmen, spezialisiert auf Business-Intelligence-Lösungen. Also Programme, die Unternehmen helfen, Daten zu analysieren und daraus Entscheidungen zu treffen. Klingt nicht gerade aufregend? Zugegeben, die Softwarebranche in den 90er-Jahren hatte viele solcher Unternehmen, und MicroStrategy war nur eines von vielen.
Doch dann kam Michael Saylor. Und Michael Saylor ist kein gewöhnlicher CEO. Stellen Sie sich einen modernen Goldgräber vor, aber statt einer Schaufel trägt er einen Laptop, und statt nach Gold gräbt er nach digitalen Münzen. Irgendwann um 2020 hatte Saylor eine Eingebung – und damit meine ich keine kleine Erleuchtung, sondern ein geradezu religiöses Bekenntnis: Bitcoin ist die Zukunft. Nicht nur ein bisschen Zukunft, sondern die Zukunft in Großbuchstaben.
Was macht man, wenn man so überzeugt ist? Genau, man setzt alles auf eine Karte. Saylor verwandelte MicroStrategy in einen Bitcoin-Hebel. Das Unternehmen nahm Schulden auf – und zwar massiv. Warum? Um Bitcoins zu kaufen, so viele wie möglich. Aktuell hält MicroStrategy etwa 2 % aller existierenden Bitcoins – das ist, als ob man bei einem Monopoly-Spiel fast alle Hotels auf den teuersten Straßen hätte.
Das lief zunächst grandios. Der Bitcoin-Kurs schoss durch die Decke, die MicroStrategy-Aktie gleich mit. Investoren waren begeistert, schließlich war es wie eine Turbo-Version von Bitcoin. Doch wie jeder Turbo hat auch dieser eine Kehrseite. Wenn der Bitcoin-Preis fällt, dann kracht es bei MicroStrategy so richtig. Und genau hier kommt es zum großen Showdown: Um weiter diese Wette aufrechtzuerhalten, braucht Saylor immer mehr Geld. Am Dienstag stimmten die Aktionäre zu, die Anzahl der Aktien um den Faktor 30 zu erhöhen. Ja, Sie haben richtig gehört – 30-mal mehr Aktien könnten theoretisch ausgegeben werden. Das bedeutet eine schrittweise Verwässerung, die den aktuellen Wert der Aktien reduziert, aber mehr Kapital für die Bitcoin-Wette bereitstellt. Eine Strategie, die man entweder für genial oder für völlig wahnsinnig halten kann – dazwischen gibt es wenig.
Ein weiteres Beispiel: Tesla und die Wette auf die Zukunft der Mobilität
Ein anderes, nicht minder faszinierendes Beispiel ist Tesla – ja, Sie haben richtig gehört. Tesla ist heute der Gigant der Elektroautoindustrie, aber die Wette, die Elon Musk einst einging, war nicht weniger kühn als die von Michael Saylor.
Tesla startete als Nischenhersteller von Elektrofahrzeugen, und die Idee, Autos mit Akkus statt Benzin zu betreiben, wurde damals oft belächelt. Aber Musk sah eine Zukunft, in der Elektroautos dominieren würden. Und um das zu erreichen, spielte er mit einem enormen Risiko: Tesla nahm riesige Kredite auf, sammelte Milliarden am Kapitalmarkt ein und steckte alles in Fabriken, Forschung und Entwicklung.
Tesla hatte lange Zeit keine Gewinne vorzuweisen, und viele Analysten sagten einen Absturz voraus. Doch Musk blieb beharrlich, baute Gigafabriken, die wie Science-Fiction-Filme aussahen, und drängte Konkurrenten zur Veränderung. Heute steht Tesla als Synonym für Elektroautos, und Musks Wette hat sich ausgezahlt – zumindest bisher. Aber die Reise war turbulent, und selbst heute ist die Aktie eine Wette auf die Zukunft, geprägt von einer Bewertung, die auf Erwartungen basiert und nicht nur auf aktuellen Zahlen.
Neue Wetten, neue Regeln
Was lernen wir aus diesen Beispielen? MicroStrategy und Tesla zeigen, dass Unternehmen, die alte Regeln ignorieren, neue Wege finden können. Aber das funktioniert nur, wenn zwei Dinge zusammenkommen: eine Vision, die andere nicht sehen, und Investoren, die bereit sind, diese Vision zu finanzieren – oft blind für die Risiken. Es ist, als würde man einen Fallschirmsprung wagen und unterwegs hoffen, dass sich die Schnüre nicht verknoten.
Für Anleger ist es entscheidend, solche Wetten zu verstehen, bevor man einsteigt. Die traditionelle Bewertung von Aktien anhand von Kennzahlen wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis oder der Dividendenrendite funktioniert hier nicht. Stattdessen zählt: Glaubt man an die Vision? Glaubt man, dass der CEO mehr weiß als der Rest der Welt? Und vor allem: Kann man mit der extremen Volatilität umgehen?
Die Regeln der alten Finanzwelt gelten bei solchen Wetten nicht mehr. Ob das gut oder schlecht ist, hängt davon ab, wen Sie fragen. Michael Saylor und Elon Musk würden wohl sagen: „Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden.“ Für konservative Anleger ist das weniger eine Einladung als eine Warnung. Die Entscheidung liegt bei Ihnen.