shortselling – Die Kunst, auf fallende Kurse zu setzen

Stellen Sie sich vor, Sie leihen sich von einem Freund eine seltene Sammleruhr, weil Sie glauben, dass ihr Marktwert bald sinken wird. Sie verkaufen die Uhr sofort für 10.000 Euro an einen Käufer. Einige Wochen später fällt der Preis der gleichen Uhr auf 7.000 Euro, da ein neueres Modell auf den Markt gekommen ist. Jetzt kaufen Sie die Uhr zurück und geben sie Ihrem Freund zurück. Die Differenz von 3.000 Euro – abzüglich einer kleinen Leihgebühr – ist Ihr Gewinn.

Übertragen auf den Finanzmarkt ist genau das die Idee des Leerverkaufs oder „Short Selling“. Anleger wetten darauf, dass der Kurs einer Aktie fällt, indem sie sie erst verkaufen und später günstiger zurückkaufen. Die Differenz zwischen dem vereinbarten Verkaufs- und dem tatsächlichen Kaufpreis ist Ihr Gewinn. Dieses Prinzip, übertragen auf den Finanzmarkt, nennt man Leerverkauf oder „Short Selling“.

Was ist ein Leerverkauf?

Beim Leerverkauf leiht sich ein Investor Aktien von einem Broker und verkauft diese sofort am Markt, in der Erwartung, dass der Kurs fällt. Sinkt der Kurs tatsächlich, kann der Investor die Aktien zu einem niedrigeren Preis zurückkaufen, sie dem Verleiher zurückgeben und die Differenz als Gewinn verbuchen. Dieses Vorgehen ermöglicht es, von fallenden Kursen zu profitieren.

Die Ursprünge des Leerverkaufs

Die Geschichte der Leerverkäufe reicht bis ins frühe 17. Jahrhundert zurück. Der holländische Händler Isaac Le Maire gilt als einer der ersten, der diese Technik anwandte. Als großer Teilhaber der Niederländischen Ostindien-Kompanie verkaufte er Aktien, die er nicht besaß, in der Hoffnung, sie später günstiger zurückzukaufen. Seine Aktivitäten führten 1610 zu einem Verbot von Leerverkäufen durch die niederländische Regierung.

jetzt bestellen

jetzt neu auf Amazon – hier klicken

Wie Hedgefonds Leerverkäufe nutzen

Hedgefonds setzen Leerverkäufe ein, um von erwarteten Kursrückgängen zu profitieren oder ihre Portfolios abzusichern. Sie analysieren Märkte, Branchen und Unternehmen intensiv, um überbewertete Aktien zu identifizieren. Durch den Einsatz von Leerverkäufen können sie nicht nur Gewinne erzielen, sondern auch Risiken in anderen Positionen ihres Portfolios reduzieren.

Die Recherche hinter den Entscheidungen

Bevor Hedgefonds eine Short-Position eingehen, betreiben sie umfangreiche Recherchen. Sie analysieren Finanzberichte, Markttrends und makroökonomische Daten. Oftmals führen sie Gespräche mit Branchenexperten, Lieferanten und Wettbewerbern, um ein umfassendes Bild zu erhalten. Ziel ist es, Schwachstellen oder Überbewertungen zu identifizieren, die der Markt möglicherweise übersehen hat.

Ein Beispiel: Leerverkäufe bei Bayer

Am 12. November 2024 baute der US-Hedgefonds D.E. Shaw eine Leerverkaufsposition in Höhe von 102 Millionen Euro aufgrund der anstehenden Verkündung der Quartalszahlen die von weiteren Abschreibungen belastet waren und trotz Steigerung der Absätze zu einem heftigen Minusergebnis sorgen würde, gegen die Bayer AG auf. Das führte zu einem Tagesminus von 12 %. Solche massiven Leerverkäufe können den Kurs einer Aktie unter Druck setzen und sind oft ein Zeichen dafür, dass Investoren mit weiteren Kursverlusten rechnen.

Was können junge Aktionäre daraus lernen?

Leerverkäufe sind komplexe Instrumente mit erheblichen Risiken. Für unerfahrene Anleger ist es ratsam, sich gründlich zu informieren und die Mechanismen des Marktes zu verstehen, bevor sie solche Strategien in Betracht ziehen. Es ist wichtig, die potenziellen Verluste und die Dynamik des Marktes zu kennen, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

Leerverkäufe sind ein mächtiges Werkzeug im Finanzmarkt, das bei falscher Anwendung jedoch zu erheblichen Verlusten führen kann. Eine solide Ausbildung und ein tiefes Verständnis der Marktmechanismen sind unerlässlich, bevor man sich in diese Gefilde wagt.

Ähnliche Beiträge