Thales von Milet – Der erste Derivatehändler der Geschichte?

Willkommen zu CyberMoney, eurem Fenster in die Welt der Finanzen – von der Moderne bis in die Antike. Heute nehmen wir euch mit auf eine Reise, die mehr als 2.600 Jahre zurückführt. Es geht um einen Mann, der oft als erster „Derivatehändler“ bezeichnet wird: Thales von Milet. Er lebte in einer Zeit ohne Börsen, ohne Banken, ohne komplexe Finanzprodukte – und trotzdem setzte er ein System ein, das dem modernen Derivathandel erstaunlich nahekommt.

Aber war Thales wirklich ein Finanzgenie? Oder hatte er einfach Glück? Lasst uns eintauchen in diese faszinierende Geschichte.

Die Bühne der Geschichte: Griechenland im 6. Jahrhundert v. Chr.

Stellt euch das alte Griechenland vor. Milet war eine blühende Hafenstadt, ein Zentrum des Handels, der Wissenschaft und der Philosophie. Hier lebte Thales, ein Mann, der heute als einer der „sieben Weisen“ der Antike gilt. Er war Mathematiker, Astronom und Philosoph – aber auch ein Mann, der in seiner Zeit belächelt wurde.

Warum? Weil er kein Geld hatte. Seine Zeitgenossen hielten ihn für einen Träumer, der von den Sternen sprach, aber keine praktischen Fähigkeiten hatte. Doch Thales hatte eine Mission: Er wollte zeigen, dass Philosophen nicht nur denken, sondern auch handeln können – und dass Wissen mächtiger ist als Gold.

Thales’ Wette auf die Olivenernte

Eines Jahres – so berichtet Aristoteles in seinem Werk „Politik“ – beobachtete Thales die Himmelskörper und Wetterzyklen. Er erkannte ein Muster: Alles deutete auf eine besonders reiche Olivenernte hin. Aber anstatt einfach Olivenhaine zu kaufen, hatte Thales eine Idee, die seiner Zeit weit voraus war.

Er sprach mit den Besitzern der Olivenölpressen – der Maschinen, die aus den Oliven das wertvolle Öl gewinnen. Zu dieser Jahreszeit, vor der Ernte, waren die Pressen kaum in Gebrauch. Thales bot an, eine kleine Summe zu zahlen, um sich das exklusive Nutzungsrecht für alle Pressen in Milet und der nahegelegenen Insel Chios zu sichern.

Die Besitzer stimmten zu. Sie glaubten, es sei ein leicht verdienter Gewinn. Thales hatte jedoch etwas geschaffen, das wir heute als „Option“ kennen: Er hatte das Recht gekauft, die Pressen zu einem späteren Zeitpunkt zu nutzen – ohne sie tatsächlich zu besitzen.

Der Triumph des Thales: Wissen wird zu Reichtum

Und dann kam die Ernte. Die Olivenbäume trugen reichlich Früchte, die Nachfrage nach Ölpressen schoss in die Höhe. Plötzlich war Thales der einzige, der Zugang zu diesen Pressen hatte. Wer Öl pressen wollte, musste bei ihm anklopfen – und den Preis zahlen, den er verlangte.

Innerhalb weniger Wochen hatte Thales ein Vermögen gemacht. Er hatte nicht nur bewiesen, dass seine Beobachtungsgabe und sein Wissen Gold wert waren. Er hatte auch gezeigt, dass Philosophen sehr wohl in der Lage sind, finanziell erfolgreich zu sein – wenn sie es wollen.

Die Genialität hinter dem Handel

Was macht diese Geschichte so faszinierend? Thales handelte nicht mit Waren, sondern mit Möglichkeiten. Er hatte keine Olivenbäume gekauft, keine Pressen gebaut und keine große Investition getätigt. Stattdessen nutzte er seine Fähigkeit, zukünftige Ereignisse vorherzusagen, um einen Markt zu schaffen, den niemand außer ihm kontrollieren konnte.

Dieses Prinzip liegt auch den modernen Derivaten zugrunde: Man kauft nicht den Basiswert selbst, sondern ein Recht oder eine Verpflichtung, die sich aus diesem Wert ableitet.

Eine Lektion in Weitsicht und Mut

Thales’ Geschichte ist mehr als nur eine Anekdote. Sie zeigt, wie Wissen, gepaart mit Weitsicht und Mut, den Lauf der Dinge verändern kann.

Ein altes griechisches Sprichwort lautet: „Das Schicksal bevorzugt die Vorbereiteten.“ Thales war vorbereitet. Er nutzte das, was er hatte – seine Fähigkeit, Wetterzyklen und wirtschaftliche Bedürfnisse zu analysieren – und setzte es klug ein.

Man könnte sagen, dass Thales mit seinem Handel eine Botschaft hinterließ, die noch heute gilt: Finanzielle Intelligenz beginnt nicht mit Reichtum, sondern mit der Fähigkeit, die Welt zu verstehen und Gelegenheiten zu erkennen.

Was können wir aus dieser Geschichte mitnehmen? Thales hat uns gelehrt, dass Wissen die stärkste Währung ist – damals wie heute. Und wer weiß, vielleicht steckt in jedem von uns ein bisschen Thales von Milet – bereit, die nächste große Gelegenheit zu ergreifen.

Bleibt neugierig, bleibt mutig – und wie immer: Investiert mit Verstand.

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