Wird JUPITER unser Retter – oder das Werkzeug der totalen Kontrolle?

Im Forschungszentrum Jülich, zwischen hohen Bäumen und stillen Wegen, steht ein unscheinbares Gebäude. Von außen sieht es aus wie ein großes Lagerhaus aus Beton und Glas. Doch drinnen schlägt ein Herz, das schneller denkt als jeder Mensch, schneller als alle Taschenrechner der Welt zusammen: JUPITER, der erste europäische Exascale-Supercomputer. Seine Schaltkreise rauschen wie ein Wasserfall aus Zahlen. Er kann in einer einzigen Sekunde so viele Rechenoperationen ausführen, wie jeder Mensch auf der Erde zusammen in vielen Jahrtausenden nicht schaffen würde. Stell dir vor, du würdest versuchen, alle Sandkörner an allen Stränden der Welt zu zählen – JUPITER könnte das in weniger als einem Wimpernschlag.

Für die Forscher ist das ein Traum. Sie hoffen, endlich das Wetter so genau vorhersagen zu können, dass ein Dorf nicht mehr überrascht wird, wenn ein Starkregen droht. Ärzte wollen mit ihm das Erbgut eines Menschen in Minuten entschlüsseln, um Krankheiten schon zu erkennen, bevor sie ausbrechen. Ingenieure träumen davon, auf JUPITER Batterien zu berechnen, die ein Elektroauto tausend Kilometer weit tragen, oder Materialien, die ein Haus ohne Heizung warmhalten. Europa sieht in ihm die Chance, unabhängig von den USA oder China wieder selbst über die Zukunft der Technik zu bestimmen.


Verdiene mit Top- Aktien innerhalb 4 Monate 10% – immer und immer wieder

Gönn Dir das Buch – klick auf das Buchcover


Doch während die Lüfter des Giganten surren, flüstern andere Stimmen: Wer entscheidet eigentlich, was JUPITER rechnet? Offiziell sind es Gremien aus Wissenschaftlern und Politikern, die Rechenzeit verteilen wie wertvolle Flugtickets. Doch in einer Welt, in der Daten Macht sind, wird der Zugriff auf so eine Maschine zu einem Schlüssel, der Türen zu ganzen Gesellschaften aufschließt. Stell dir vor, jemand füttert JUPITER nicht nur mit Wetterdaten oder Molekülen, sondern mit den Spuren unseres Alltags: Was du kaufst, wo du bist, wen du triffst, welche Beiträge du im Netz liest oder teilst. Innerhalb weniger Augenblicke könnte der Rechner ein komplettes Profil über dich erstellen, genauer als du dich selbst kennst.

Dann könnte er jedem Bürger einen unsichtbaren Punktestand geben, einen Sozialscore. Menschen mit hohem Wert würden belohnt: günstige Kredite, freie Reisen, leichter Zugang zu guten Wohnungen oder Jobs. Menschen mit niedrigem Wert würden abgerutscht sehen: weniger Rechte, ständige Kontrollen, vielleicht sogar eine digitale Markierung, die sie ausgrenzt. Entscheidungen, die heute noch Tage in Ämtern brauchen, würden in Sekunden gefällt – nicht von Beamten, sondern von einer Maschine, die über Milliarden Daten gleichzeitig nach Mustern sucht. Die Gesellschaft würde unsichtbar gesteuert wie ein Schachspiel, in dem jeder Bauer, jede Dame, jeder König schon im Voraus berechnet ist.

Noch aber liegt JUPITER in den Händen der Forschung. Er berechnet Medikamente und Klima, nicht Menschen. Aber die Grenze zwischen Nutzen und Missbrauch ist so dünn wie ein Kabel, das ihn mit der Welt verbindet. JUPITER selbst ist weder gut noch böse – er ist eine Lupe, die unsere Zukunft groß macht. Ob er zum Werkzeug der Heilung oder zum Instrument der Kontrolle wird, hängt nicht von seinen Chips ab, sondern von den Entscheidungen, die wir Menschen treffen. Und während sein leises Summen durch die Hallen von Jülich klingt, bleibt die Frage offen, ob wir diesem Herz aus Rechenzeit wirklich vertrauen können.


Ähnliche Beiträge