Die Jagd auf Silber – Die wahre Geschichte der Hunt-Brüder und der Versuch, den Markt zu beherrschen

Willkommen zu einer neuen Folge, in der wir tief eintauchen in die Welt der Rohstoffe, Märkte und einer der faszinierendsten Geschichten der Finanzwelt. Heute dreht sich alles um Silber, Spekulation – und den spektakulären Aufstieg und Fall der Gebrüder Hunt, die den Silbermarkt beinahe in die Knie gezwungen hätten.

Stell dir vor, du wachst eines Tages auf und merkst, dass ein Rohstoff – etwas so Greifbares wie Silber – plötzlich unerschwinglich wird. Nicht, weil sich die Nachfrage explosionsartig verändert hat, sondern weil eine Handvoll Menschen entschieden hat, die Spielregeln zu ändern. Genau das ist in den 1970er und frühen 80er Jahren passiert.

Unsere Geschichte beginnt in Texas. Nelson Bunker Hunt und William Herbert Hunt, die beiden Protagonisten unserer Geschichte, entstammten einer der reichsten Familien der Vereinigten Staaten. Ihr Vater, H. L. Hunt, hatte ein Vermögen im Ölgeschäft gemacht, und die Brüder wuchsen in einer Welt auf, in der Geld und Macht eine zweite Natur waren. Doch trotz ihres Wohlstands lebten sie in einer Zeit voller Unsicherheiten. Die 1970er Jahre waren geprägt von wirtschaftlicher Instabilität. Der Vietnamkrieg, die Ölkrise und die Abkehr vom Goldstandard hatten dazu geführt, dass viele Anleger nach einem sicheren Hafen suchten. Und genau hier kommt Silber ins Spiel.

Silber war für die Hunt-Brüder nicht nur ein Metall. Es war ein Symbol für Sicherheit und Wohlstand, ein Mittel, um ihr Vermögen gegen die Inflation zu schützen. Anders als Papiergeld hatte Silber einen inneren Wert – oder zumindest glaubten sie das. Was als Investition begann, nahm jedoch schnell eine andere Dimension an. Nelson und William erkannten, dass sie den Silbermarkt dominieren könnten. Damals war der Markt für Silber relativ klein, verglichen mit anderen Rohstoffen. Ein entschlossener Akteur mit tiefen Taschen konnte also tatsächlich großen Einfluss ausüben.

Die Hunt-Brüder begannen, physisches Silber in enormen Mengen aufzukaufen. Bald lagerten sie Tausende von Tonnen des Metalls in Tresoren auf der ganzen Welt. Aber sie beschränkten sich nicht nur auf das physische Silber. Sie nutzten auch Terminkontrakte – Finanzinstrumente, mit denen man auf die zukünftige Preisentwicklung eines Rohstoffs wetten kann. Mit jeder Wette trieben sie den Silberpreis weiter in die Höhe. Und sie hatten einen Plan: Ihr Ziel war es, eine sogenannte „Ecke“ zu schaffen, eine Situation, in der sie den Markt so stark kontrollierten, dass sie den Preis diktieren konnten.

Ende der 1970er Jahre begann der Silberpreis zu steigen. Und steigen. Von etwa 6 US-Dollar pro Unze 1978 schoss er Anfang 1980 auf fast 50 US-Dollar. Die Welt begann, aufmerksam zu werden. Zeitungen schrieben über den „Silberrausch“. Einige Investoren profitierten, während andere panisch wurden. Der Begriff „Hunt-Brüder“ war plötzlich in aller Munde. Aber nicht alle waren begeistert. Die Aufsichtsbehörden und die großen Banken, die den Terminhandel ermöglichten, sahen sich einer gewaltigen Gefahr gegenüber.

Die Sache ist die: Wenn du genug von einem Rohstoff kontrollierst, hast du nicht nur Einfluss auf den Preis. Du kannst auch Lieferengpässe erzeugen und Marktteilnehmer zwingen, horrende Summen zu zahlen, um ihre Verträge zu erfüllen. Und genau das fürchteten die Banken. Sie begannen, die Spielregeln zu ändern.

Im Januar 1980 beschloss die Commodity Exchange (COMEX), Margins zu erhöhen – also die Beträge, die Händler hinterlegen mussten, um Terminkontrakte zu handeln. Dies war ein gezielter Schlag gegen die Hunt-Brüder. Plötzlich mussten sie zusätzliche Milliarden aufbringen, um ihre Positionen zu halten. Die Preise begannen zu fallen. Anleger, die auf steigende Preise gewettet hatten, gerieten in Panik und verkauften. Der Markt brach ein.

Der 27. März 1980 ging als „Silver Thursday“ in die Geschichte ein. Der Silberpreis stürzte ab, und die Hunt-Brüder verloren Milliarden. Was folgte, war ein juristisches und finanzielles Chaos. Sie wurden von Gläubigern, Banken und Aufsichtsbehörden verklagt. Ihr Vermögen schrumpfte, und ihr Traum von der Kontrolle über den Silbermarkt zerplatzte wie eine Seifenblase.

Was können wir aus dieser Geschichte lernen?

Erstens: Rohstoffmärkte sind verführerisch, aber gefährlich. Sie bieten die Möglichkeit, große Gewinne zu erzielen, doch ebenso können sie Verluste in astronomischer Höhe mit sich bringen. Zweitens: Manipulation mag kurzfristig funktionieren, aber langfristig setzen Märkte sich durch – und die Aufsichtsbehörden schlafen nicht. Und drittens: Ein gutes Verständnis der Dynamiken von Angebot und Nachfrage ist entscheidend, wenn man in Rohstoffe investieren will.

Die Geschichte der Hunt-Brüder ist eine Warnung und eine Lektion. Sie zeigt, wie schmal der Grat zwischen Erfolg und Übermut sein kann. Und sie erinnert uns daran, dass in den Märkten nicht nur Zahlen und Verträge eine Rolle spielen, sondern auch Psychologie, Macht und – ja – Gier.

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