Krypto-Könige und das Imperium aus Sand: Der Fall FTX

Wenn man heute über Sam Bankman-Fried spricht, erinnert das nicht mehr an das Genie der Wall Street oder das Wunderkind der Kryptoszene. Nein. Heute klingt sein Name wie eine Warnung – ein modernes Mahnmal an alle, die glauben, sie könnten den Code der Macht knacken, ohne dabei den Preis zu zahlen.
Sam war nicht der Typ, der sich auf die Schultern anderer stellte. Er baute seinen Turm aus Rechenleistung, Arbitrage und Mathematik ganz allein – jedenfalls wollte er, dass es so aussah. Aufgewachsen in einer angesehenen Akademikerfamilie in Kalifornien, seine Eltern beide Juraprofessoren an der Stanford University, sog Sam das Denken wie Sauerstoff ein. Früh zeigte sich sein Talent für Zahlen, doch seine Welt war nicht die der Bibliotheken. Es war die Welt der Logik, der Modelle, der Simulationen. Und natürlich: des Gewinns.
Nach dem Studium am MIT, einem Brutkasten für kalte Genialität, begann er bei Jane Street Capital – einem der härtesten, analytischsten Handelsunternehmen der Welt. Dort lernte er, wie der Markt wirklich funktionierte. Nicht über Ethik oder Emotion, sondern über Millisekunden, Algorithmen und Arbitrage. Es war ein Spiel, und Sam war gut darin. Doch er wollte mehr – Kontrolle, Einfluss, Geschichte schreiben. So gründete er 2017 Alameda Research – einen quantitativen Hedgefonds für den Kryptomarkt. Und 2019, in einem Moment, den viele später als Beginn des Endes bezeichnen sollten, erschuf er FTX.
FTX war anders. Es war nicht nur eine Kryptobörse. Es war eine Bühne. Während andere Plattformen schwerfällig und technisch waren, präsentierte sich FTX wie eine Tech-Religion. Blitzschnell, innovativ, radikal – mit Funktionen, die den Markt süchtig machten. Futures, Token, Hebel, alles in einem hochglänzenden Interface. Sam, barfuß im Hoodie, wurde zum Symbol einer neuen Finanzelite. Seine Vision schien grenzenlos. Bald folgten Promis, Werbespots im Super Bowl, Sponsorenverträge mit der NBA und sogar politische Spenden in Millionenhöhe. FTX wurde bewertet wie ein Einhorn auf Steroiden. 32 Milliarden Dollar.
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Dann war da Caroline Ellison. Scheu, mathematisch hochbegabt, ebenfalls MIT – fast schon ein Abziehbild von Sam. Doch während er auf Panels sprach und den Medien gefiel, zog Caroline im Hintergrund bei Alameda die Fäden. Als CEO war sie verantwortlich für Milliardenbeträge, die zwischen FTX und Alameda flossen – genauer gesagt: Kundengelder, die niemals hätten dort sein dürfen. Und vielleicht war es genau das, was die beiden verband: Sie glaubten, Regeln seien für andere.
Denn während FTX nach außen ein Leuchtturm war, war es im Inneren ein Kartenhaus. Sam und sein engster Kreis, darunter auch Caroline, nutzten FTX wie eine private Bank. Kundengelder wurden heimlich nach Alameda transferiert, um riskante Wetten auf den Kryptomarkt abzusichern – Wetten, die zunehmend verloren gingen. Und niemand wusste es. Noch nicht.
Im November 2022 explodierte die Bombe. Ein geleaktes Dokument enthüllte, dass Alameda zum Großteil auf dem FTT-Token – einer Art Eigenwährung von FTX – aufgebaut war. Das Vertrauen implodierte. Innerhalb von Tagen zogen Kunden Milliarden ab. FTX konnte das Loch nicht stopfen. Was folgte, war ein Bank-Run im digitalen Zeitalter – schnell, brutal, final. Innerhalb einer Woche war FTX pleite. Die Summe des Schadens? Über 8 Milliarden US-Dollar – Kundengelder, verschwunden in einem Sumpf aus Inkompetenz, Gier und Illusion.
Was danach kam, war das Ende eines Traums – und der Beginn eines Justizdramas. Sam wurde auf den Bahamas verhaftet und später an die USA ausgeliefert. Sein Prozess war ein Spektakel. Die einstigen Verbündeten sagten gegen ihn aus. Caroline, mit zitternder Stimme, gestand vor Gericht, dass sie jahrelang gelogen hatte – über Bilanzen, Transaktionen, alles. Sie sagte, sie habe Sam vertraut. Und das war ihr Fehler.
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Im März 2024 dann das Urteil: Sam Bankman-Fried – 25 Jahre Haft. Caroline kam mit zwei Jahren davon – Kooperationsbonus. Die übrigen Köpfe des Imperiums: ebenfalls verurteilt oder in Wartestellung.
Und was blieb? Der FTT-Token ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Die Börse? Ausgelöscht. Investoren? Gebrandmarkt. Doch die größere Wunde ist die des Vertrauens. Denn FTX versprach eine neue Finanzwelt – transparenter, demokratischer. Stattdessen offenbarte es, wie leicht sich alte Lügen in neue Codes schreiben lassen.
Die Geschichte von FTX ist keine Geschichte über Krypto. Es ist eine Geschichte über Menschen. Über Größenwahn, Verblendung, und den uralten Wunsch, die Regeln des Spiels zu beherrschen – und dabei selbst zum Spielball zu werden.
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